Der Anfang

Wie ich dazu kam, regelmäßig Rad zu fahren und wie aus einem Mann mit Körperbehinderung ein Radsportler wurde.

Eigentlich bin ich nur Stefan. Büromensch, 8 Stunden täglich arbeiten, anschließend auf die Couch und warten, dass der Tag vorübergeht. So war es, so blieb es! Jahr ein, Jahr aus. Ich hatte wirklich keine nennenswerte nHobbies oder Leidenschaften.

Aber während der Corona-Pandemie wurde mir alles zu viel. Home-Office in Vollzeit mit Kleinkind, das ewige aufeinander sitzen, Streit mit der Ehefrau: Das Leben war fad, eintönig und ziellos. Ich konnte nicht mehr!

Also begann ich Sport zu treiben. Ich holte mein altes Fahrrad bei meinen Eltern ab und fing an, Fahrrad zu fahren. Was man zum Fahrrad fahren im Landkreis sagen muss: Die Typologie ist hügelig. Es gibt keinen Weg, keine Straße ohne Höhenmeter. Deswegen fahren nur wenige Menschen hier ein sog. „Bio-Bike“.

Apropos Bio: Ich wurde mit einer Hemiparese links, also einer einseitigen spastischen Lähmung von Armen und Beinen geboren. In Kinder- und Jugendtagen wurde das – wie vermutlich bei vielen Kindern mit einer Körperbehinderung – häufig thematisiert und in den Mittelpunkt geschoben. Mochte ich nie, aber es war eben so. Ich haderte mit mir und der Welt.

Zurück zum Fahrrad – darüber rede und schreibe ich sowieso viel lieber: Das Fahrradfahren hatte ich mit 7 gelernt. An meinem Elternhaus auf einer abschüssigen Wiese. Ich stürzte ein paar Mal ziemlich schwer. Erfreulicherweise packten mich meine Eltern trotz der Unfälle nicht in Watte und ließen mich weitermachen. Aber ich fuhr nicht regelmäßig. Von Leidenschaft konnte keine Rede sein.

Als Jan Ullrich 1997 auf spektakuläre Art und Weise die Tour de France gewann, spielte ich kurz mit dem Gedanken, auch Rennrad fahren zu wollen, aber die Versuchungen der Zeit (ein 486er mit dem Spiel Siedler 2) gewannen wieder die Oberhand und ich vergaß diese Idee wieder. Könnte ich in die Vergangenheit reisen, würde ich diesem 11 Jährigen den PC wegnehmen.

Aber nun zurück zum Hier und Jetzt:

Ich fing also an, mit einem handelsüblichen Trekkingrad die Berge rauf und wieder runter zu fahren. Erst 10 km, dann 20 km, dann irgendwann 50 km. Fahrrad fahren wurde zur Routine und aus Routine wurde Leidenschaft.

Manchmal stürzte ich ich trotzdem schwer. ich konnte mit der linken Handhebel nicht bedienen und somt war ich gezwungen, auch diese Schaltvorgänge mit rechts vorzunehmen.

Noch ein Abriss zum Thema Sicherheit: Wer beim Radfahren keinen Helm trägt, riskiert schlimme Kopfverletzungen! Es gibt keinen 2. Kopf.

Ich schweife ab: Nach einem Jahr beschloss ich mich, mich als Mitglied bei unserem örtlichen Radsportverein anmelden. Ich war in einem Dorf zugezogen. Sich einfach ohne Anschluss in einem Sportverein anzumelden, war unüblich. Zum Glück habe ich es dennoch gemacht. Dazu erzähle ich im nächsten Blogeintrag mehr.


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